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In Eibiswald bestanden schon im Mittelalter zwei Kirchen, die heutige Pfarrkirche, stets der heiligen Maria geweiht, und die Kreuzkirche am Westausgang des Marktes. Die schriftliche Überlieferung von Pfarrer Karl Gottinger um 1840 besagt, dass die Kreuzkirche die ursprüngliche Pfarrkirche gewesen sei. Diese Ansicht lässt sich jedoch historisch nicht erhärten. Die Kreuzkirche stand bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts abseits vom Markt im freien Feld, und ein Tausch der Schutzheiligen ist so gut wie ausgeschlossen. Die Marienkirche, in den Quellen zuerst erwähnt, war stets Marien- und Pfarrkirche, die Kreuzkirche immer dem Heiligen Kreuz geweiht. Auch ist auf Grund der Baugeschichte bei der Kreuzkirche auf eine jüngere Entstehungszeit zu schließen. 1672 ließ Wolf Max von Eibiswald die alte Kreuzkirche, die zumeist aus  Holz bestanden  hatte, abtragen. Die Kreuzkirche war, obwohl "seit urdenklichen Zeiten allhie gestanden", nur eine große Holzkapelle gewesen, während die Marienkirche schon längst gemauert und mit Fresken versehen war. Erst Wolf Maximilian ließ die gemauerte Kreuzkirche errichten und  einen Hochaltar aufstellen, während seine Verwalter, Andreas  Eder und Johann Ludwig Gabriellini, die beiden Seitenaltäre stifteten. Dass der Vorgängerbau nur aus Holz bestand, wurde auch von Pfarrer Ruggiero bestätigt, der die neue Kirche weihte und schrieb: ,,Von den Fundamenten auf neu erbaut." Man hatte für die gemauerte Kirche nichts vom Holzbau benützen können. Die Pläne der 1672 erbauten Kirche haben sich erhalten, und auch hier deutet nichts auf alte Bestandteile hin.

In der Folgezeit zerfiel der Bau. Anna Maria, Gräfin von Herberstein, diese fromme adelige Dame, brachte die "Bruchstücke" an sich. 1796 ließ sie "mit Verwendung beträchtlicher Gebäudereste eine öffentliche Kapelle herstellen", die uns heute bekannte Kreuzkirche.

Es bleibt die Frage offen, wann die Kreuzkirche entstanden ist. Da keine Urkunden vorhanden sind, lässt sich eine mögliche Antwort auf diese Frage nur durch einen Vergleich mit anderen steirischen Kreuzkirchen finden. Im steirischen Raum sind Kreuzkirchen seit der Zeit der Kreuzzüge nachzuweisen und in diese Zeit, vielleicht in das dreizehnte Jahrhundert, fällt wohl auch die Errichtung der Kreuzkirche in Eibiswald. Ob einer der Herren, die damals auf Eibiswald saßen, an einem Kreuzzug teilgenommen oder ob die damals zunehmende Verehrung des heiligen Kreuzes auch in Eibiswald Andächtige gefunden hat? Wer auch für diesen Kirchenbau eingetreten ist, er stiftete auch einige Äcker, aus deren Ertrag jeden Freitag eine Messe gelesen wurde.

Quelle: Chronik von Eibiswald - Von Ybanswalde zu Eibiswald