Haus Nr.83    (alt 11, 5)      "Lang-Haus”, "Jurek”

Dieses Haus ist ein altes Bäckerhaus. Aus den Häuserlisten ist mit großer Wahrscheinlichkeit zu entnehmen, daß es 1590 Stephan Glantner und zwei Generationen später, 1648, dem "Böckh” Stephan Planker gehörte. Erster urkundlich belegter Besitzer war Matthias Puchinger, "Bürger und Bäckh allda”, wie er 1688 genannt wurde. Er war mit Gertraud verehelicht und starb 1692 im Alter von 70 Jahren. 1697 wird Gertraud Puchinger als "Witwe und Bäckin” erwähnt. Sie übergab ihrem Sohn Jörg Puchinger, der 1694 Barbara Krieger, eine Faßbinderstochter aus einer angesehnen Eibiswalder Familie, heimgeführt hatte. 1711 verschied Jörg Puchinger. Auf ihn folgten die zwei Söhne Matthias und Andre. Da Matthias schon 1727 starb, wurde die Bäckerei von seinem Bruder, dessen Sohn Franz und dem Schwiegersohn Johann Georg Hubmann weitergeführt.

Die entscheidende Kraft scheint Hubmann gewesen zu sein, der aus Ehrenhausen stammte und 1729 die Witwe des früh verstorbenen Jörg Puchinger heiratete. Jedenfalls scheint er seit 1729 als Besitzer des Hauses auf und überlebte Andre und Franz Puchinger. Er starb 1776 im Alter von 75 Jahren. Sein Sohn Thaddäus Hubmann  verkaufte 1782 dieses Haus und zog nach Haus Nr.80. Der Besitz wurde von Matthias Loibner und seiner Braut Elisabeth Mitznegg um 800 fl erworben. Dazu brachte die Braut noch das Haus ihres Vaters, einem Eisenhändler, ein, das allerdings nur mit 50 fl bewertet wurde.

Das Haus Nr.83 wurde von Loibner an Matthias und Anna Ebenberger verkauft. 1793 wurde die Witwe Elisabeth Loibner Alleinbesitzerin. Das Haus wurde damals auf 900 fl geschätzt. 1805 übernahm der inzwischen mündig gewordene Anton Mitznegg von seiner Mutter. Elisabeth Mitznegg muß tüchtig gewirtschaftet haben, denn der Kaufwert betrug bereits 1500 Gulden. Anton Mitznegg scheint in den Urkunden als "bürgerlicher Zirkelschmied und Gschmeidler” auf, als Feinschmied und Eisenhändler. Für seinen Wohlstand und sein Ansehen zeugt, daß er von 1828 bis 1831 das Amt des Marktrichters ausübte.

1837 übernahm sein Sohn Leopold.  Der Besitz wurde inzwischen auf 2780 fl geschätzt.  Mit ihm endete die Familie Mitznegg, die einen so steilen Aufstieg genommen hatte.  1878 wurde das Haus an Matthäus und Anna Huber verkauft, die es 1906 an Richard und Aloisia Lang übergaben. Lang betrieb eine kleine Landwirtschaft, grub auf seinem Grundstück vor dem Bürgerwald Kohle für den Eigenbedarf und spielte eine wichtige Rolle im politischen Geschehen. Bis 1927 war er Obmann der Bezirksvertretung gewesen und wechselte danach für kurze Zeit in die Agrarpolitik, wo er 1928 einen großen Erfolg verbuchen konnte: Als Sprecher der weststeirischen Viehzüchter errreichte er von der Landesregierung, daß die damals ungemein wichtige Dreieckalm, auch "Dreizehn-Bauern-Halt” genannt, unter die geschützten Almen des Landes gestellt und der Almwirtschaftsbetrieb von da an von der Agrarbehörde überwacht wurde. Er war zweimal zum Bürgermeister ernannt worden, 1934-38 und 1945-48.

Sein gleichnamiger Sohn war Direktor der Knabenvolksschule und von 1969-85 Bürgermeister, nachdem er seit 1948 Ortsparteiobmann der ÖVP gewesen war.

1959 wurde das Lang-Haus von Johann und Viola Aigner erworben. Herr Aigner war ein Konditormeister aus Deutschlandsberg, der damals auch eine Filiale im Haus Nr.58 führte. 1962 kauften es der Sattler- und Tapezierermeister Walter Jurek d.Ä. und seine Gattin Mathilde, eine Bergmannstochter aus Pölfing-Brunn. Das Ehepaar Jurek war aus dem "Reisserhaus” Nr.29 hierhergezogen und mußte als Kaufpreis 130.000.- Schilling erlegen. Unter  Sattlermeister Jurek wurde das Haus umgestaltet, im neu erbauten Hinterhaus wurde die Werkstätte eingerichtet. 1982 ging das Anwesen an Walter Jurek d.J. über.

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