Haus Nr.8 (vorher 14, 8)  "Lukas”, "Dr.Huss”

1676 stand es im Besitz von Peter Schachner, der Bürger und Kürschner war. 1708 übergab die zur Witwe gewordene Maria Schachner Haus und Gewerbe an ihren Sohn Simon und seine Frau Ursula. Da Simon Schachner früh starb, verkaufte seine Witwe Ursula 1717 an Anton Leber. Der Verkaufspreis betrug nur 95 Gulden, also kann es sich nur um eine kleine Keusche gehandelt haben. Diese wird in der nächsten Zeit von eher armen Leuten bewohnt, seit 1722 von Johann Stegger (auch Stagger), Wächter des Marktes Eibiswald.  Seine Witwe Maria ehelichte einen Georg Fallend,  der 1776 das Bürgerrecht erhielt. 1793 starb dieser und seine Tochter Maria heiratete 1801 Michael Zitz. Fallend und Zitz waren Keuschler und Tagwerker. Ihr Haus wird 1801 auf 180 fl geschätzt und hat sich daher, da inzwischen der Geldwert gefallen ist, im Werte nicht geändert. Dies erfolgte erst unter den nächsten Besitzern. 1812 kauften Matthias und Anna Sackl das Haus, in dem sie bereits seit 1804 gewohnt hatten und  ein Gasthaus betrieben. 1815 ging es in den Besitz von Johann und Maria Müller über, die das Haus so ausbauten, daß es sogar auf 1200 fl geschätzt wurde. In dieser Zeit wurde vermutlich der große Keller angelegt.

Johann Müller starb 1825 im Alter von 56 Jahren. Die Witwe Maria führte den Betrieb bis zu ihrem Tode 1831 weiter, obwohl sie geistig gestört war. 1831 übernahm Josef Prattes von seiner "blödsinnigen Schwester”, wie es in den Akten heißt, die Verlassenschaft. Prattes gehörte zu den sozialen Aufsteigern dieser Zeit. Er war Fuhrwerksunternehmer und Weinhändler, besaß Kohleschürfe und legte sein Kapital in der Glasfabrik in Vordersdorf an. 1854 wird ein Neubau auf den Keller gesetzt. Er gab dem Haus Nr. 8 das spätklassizistische Gepräge mit dem prachtvollen Balkon. 1887 übernahm sein Sohn Hans Prattes die Anlage.

In der Zeit der Familie Prattes befand sich in diesem Haus auch das "Vorspann-Kommissariat”, das den Einsatz der Eibiswalder Frächter regelte. Ähnlich einer Agentur bestimmte das Amt, welcher Frächter mit seinen Pferden auf den Radlpaß, in Richtung Mitterstraßen oder auf die Kobaldhöhe zu fahren hatte, um ein Pferdegespann zu verstärken. Im Sommer, wenn die Straßen nach Gewittern wie Äcker aussahen, waren manche Frächter, bzw. ihre Knechte, ständig im Dienst, um steckengebliebenen Fuhrwerken aus dem Schlamm zu helfen. Im Prattes-Stall standen selbst vier schwere Hengste, angeblich die stärksten in der Umgebung.

Ab 1908 war Dr.Franz Lukas Besitzer. Lukas kam aus Mahrenberg und hatte Frieda, die Tochter des Herrn Prattes d.J., geheiratet. Hier baute er seine Arztpraxis auf und auch das Haus Nr. 6 wurde dazugekauft. Den Eibiswaldern war es leider nicht vergönnt, diesen tüchtigen Arzt, der auch Chormeister des MGV war, lange Zeit in ihrer Mitte zu haben, denn schon 1919 starb er. Da kam es auch zur Teilung unter den vier Kindern des Dr.Lukas. Der Sohn Max, ein berühmter Architekt, fiel im 2.Weltkrieg.

In der Zwischenkriegszeit waren drei Zimmer des Obergeschoßes an den Direktor der Eibiswalder Mädchenvolksschule Saletzl vermietet, der 1942 als Leiter der Berufsschule in Marburg abberufen wurde. Auch die Lehrerinnen Klepp und Wiesler wohnten dort. Nach dem letzten Krieg gab es im Parterre auch die Fürsorgestelle.

1973 wurde das Haus von Dr.Helmut und Margarethe Huss erworben und ist somit, wie vor zwei Generationen, das Domizil eines Arztes.

 

Copyright by Lerchhaus Verlag Eibiswald, Autoren: Werner Tscherne, Herbert Blatnik