Haus Nr.38 (alt 76, 50)     "Alter Kirchenschmied”, "Gensinger Hinterhaus”

In der Geschichte des Eibiswalder Gewerbes spielt dieses Haus eine besondere Rolle: Trotz unzähliger Besitzveränderungen blieb die Schmiede darin bis zur Einstellung des Betriebes 1984, also 300 Jahre lang, so gut wie unverändert erhalten.

Schon vor 1688 ist hier ein Hufschmied nachweisbar. Es ist Hans Zitz, der 1688 im Alter von 39 Jahren starb. Seine Witwe Ursula heiratete im Jahr darauf den Hufschmied Thomas Rainpacher, der aus der Stainzer Pfarre stammte. Rainpacher scheint ein etwas ungefüger Mann gewesen zu sein. 1702 kam es zum Streit mit seinem Stiefsohn Josef Zitz, 1704 wurde er mit einer Strafe belegt. Sein Nachfolger wurde der bürgerliche Hufschmied Matthias Sindlholzer, der 1727 verstarb. Nun kam es durch Einheiraten zu mehrfachen Namenswechsel. Die Witwe von Sindlholzer namens Maria heiratete den Junggesellen Johann Antauer, der 1733 starb. Seine Witwe Maria Antonia heiratete zwei Monate nach dem Tode ihres Mannes den Junggesellen Primus Laschänz aus Kärnten, der 1743 starb. Um diese Zeit war der "Gschmeidler” Andrä Werner anscheinend Mieter in diesem Hause. 1745 folgte der Hufschmied Hans Michael Keder und im gleichen Jahre noch der Hufschmiedmeister Paul Inanger. Dieser heiratete in zweiter Ehe 1753 die Faßbindertochter Anna Maria Lucia Puchinger aus dem Hause Nr.76.  Die Witwe Lucia ehelichte darauf Johann Michael Hausmann, der – wie alle seine Vorgänger - Hufschmiedemeister war, aber auch als "bürgerlicher Kunstschmied” aufscheint.

1782 übernahm Cajetan Inanger von seinem Stiefvater Hausmann Haus und Grund. Beides wurde auf 400 fl geschätzt, was eher auf eine bescheidene Werkstätte schließen läßt. Seine Söhne Anton und Franz heirateten zwei Schwestern Rehwald (Rebolt).  Auf sie folgte Hufschmiedemeister Josef Lempöck, der 1797 die Witwe Constantia Lerch, geborene Walter, heiratete. Er war bei der Hochzeit 38, sie 52 Jahre alt. Vermutlich haben dabei finanzielle Überlegungen mitgespielt. 1828 starb Lempöck, ein Jahr nach dem Tode seiner Frau. Haus und Werkstätte  hatte schon 1818 der Schmiedemeister Johann Strametz um 4850 fl erworben, was auf eine Vergrößerung des Besitzes unter seinem Vorgänger schließen läßt. Auf ihn folgte 1848 sein Sohn Anton Strametz, der sich "bürgerlicher Huf- und Curschmied” nannte und so darauf hinwies, daß er sich auch auf die Heilbehandlung von Pferden verstand. 1850 ehelichte er Johanna Walter. Nach seinem 1879 erfolgten Tode wurde alles auf seine vier Kinder Anton, Florian, Julius und Amalia aufgeteilt. Haus und Gewerbe übernahm 1881 der Bauer Julius Strametz, der Agnes Weißensteiner ehelichte. 1901 folgte die Witwe Agnes, die 1908 die Schmiede an Anton und Amalia Nimpfer verkaufte.

Die Familie Nimpfer war gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus Rohitsch in die mittlere Steiermark eingewandert. Der Huf- und Wagenschmied Anton Nimpfer übernahm 1908 die Strametz-Schmiede und betrieb sie bis 1958. Er war es auch, der vor dem Schmiederaum die von Rundsäulen gestützte Vorlaube errichtet hatte, die bei der Renovierung Mitte der 90er Jahre wieder abgetragen wurde. Nun dienen die Säulen als Brunneneinfassung. Die Tochter des Herrn Anton Nimpfer weiß über die Herkunft der Säulen Bescheid: "Gegenüber dem Hause Nr.38 befand sich ein freies Grundstück mit einer aufgelassenen Antoniuskapelle, ein halbrunder Bau von etwa 2.5 m Durchmesser. Die dazugehörenden Säulen verwendete mein Vater für die Schmiedelaube. Dort, wo die Kapelle stand, wurde unser Wohnhaus, das Haus Nr.43, gebaut.” Nach Anton Nimpfer ist die Gasse, die vom Kirchplatz in den oberen Markt führt, benannt worden. Von 1960 bis 1984 wirkte hier Schmiedemeister Anton Nimpfer d.J., der sich, dem Trend der Zeit angepaßt, immer mehr zum Kunstschmied entfaltete.

1918 erwarben das Haus Maria Mörth und Josef Ozlberger das Haus. In jener Zeit dürfte im westlich gelegenen Trakt auch Herr Schlossermeister Johann Anderle seine Werkstätte gegründet haben. Auch wenn es nur eine kleine Werkstatt war, sollte sie nicht der Vergessenheit anheim fallen. Was da an Geräten, Uhren, Schlössern, Motoren, Musikinstrumenten, Jagdgewehren, ... repariert werden konnte, soll einfach sagenhaft gewesen sein. Dennoch lebte Herr Anderle in armen Verhältnissen - zu oft vergaß er, für seine Leistungen Geld zu verlangen.

1926 kam es in den Besitz der Sparkasse und 1943 in jenen der Marktgemeinde. 1959 kauften es Josef und Therese Gensinger und 1969 Friedrich und Sieglinde Hasewend, die es in ein modernes Wohnhaus umgestalteten, mit dem Haupteingang von der "Nimpfergasse” her. Die historische Fassade aus der Zeit des Umbaus von 1925 wurde weitgehend beibehalten.

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