Haus Nr.16 (alt 19)   "Sparkasse”

Dieses Haus schließt den Markt nach Westen ab und ist zugleich das erste Haus an der Straße, die früher durch das Drautal nach Kärnten führte. Es befand sich zuerst im Besitz des Schustermeisters Hans Kraber, der 1725 heiratete und 1743 starb. Es war daher zunächst, so wie das dahinter gelegene Haus Nr.15, ein bescheidenes Bürgerhaus. Maria Anna Kraber verkaufte das Haus an den Zimmermann Peter Mörth, der 1772 als Besitzer genannt wird.  Mörth scheint ein geschäftstüchtiger Mann gewesen zu sein, der in diesem Hause eine Gastwirtschaft eröffnete und auch das Haus mit der Nummer 15 erwarb. 1784 heiratete seine Tochter Maria den Zimmermann Lorenz Zwetti, der bei Mörth arbeitete und als Mieter in diesem Hause Unterkunft gefunden hatte. Das Haus wurde damals auf 1020 fl geschätzt. 1822 ist von der "Zwettischen Konkursmasse” die Rede. Der Bürgersohn Georg Masser ersteigerte die beiden Häuser und führte das Gasthaus weiter. 1841 heiratete er Anna Franz, eine Bürgerstochter aus Eibiswald. Als er 1843 starb, kauften seine "Verlassenschaftsrealitäten” Joseph Prattes und seine Frau Constantia, geborene Stelzl, eine Tochter der Wolfmühle in Hörmsdorf.

1872 kaufte die Marktgemeinde beide Häuser, weil sie ein Rathaus brauchte. Sie errichtete also einen Prachtbau der Gründerzeit, bei dem man allerdings zunächst vergessen hatte, Aborte einzubauen. Beim Bau waren italienische Maurer beschäftigt. Der Balkon wurde mit luxuriös gestalteten Konsolen versehen, die vermutlich von der einstigen  Eibiswalder Gußstahlhütte stammen.

1897 kaufte die Gemeindesparkasse das Gebäude und vermietete die zwei für die Gemeindeverwaltung erforderlichen Kanzleiräume an die Marktgemeinde. Im zweiten Stockwerk richtete die Sparkasse eine feudale Wohnung für den jeweiligen Direktor ein. Der populärste unter ihnen war zweifellos Louis Mild, einstiger Buchhalter der "Klug-Sigl”-Mühle von Altenmarkt bei Wies, der nach dem großen Eibiswalder Sparkassenskandal vom November 1929 die Geschäftsleitung der Sparkasse übernahm und diese innerhalb von zwei Jahren sanierte. Zu jener Zeit war Mild auch Obmann des Eibiswalder MGV. Amtsdirektor Mild übernahm sein Amt zur Zeit der denkbar schlechtesten Wirtschaftslage im Saggautal. Das veranschaulichen zwei Artikel in der "Weststeirischen”: Der Einlagenstand der Eibiswalder Bürger in ihrer Gemeindesparkasse hat in diesem Jahr nicht einmal ein Viertel des Einlagenstandes aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erreicht! Im November 1931 mußte der Gemeinderat die Marktbürger zum Sparen auffordern und verbot für den kommenden Winter alle Tanzveranstaltungen!

Von 1873 bis 1979 war in diesem Haus auch der Gendarmerieposten, einst "Gendarmeriekaserne” genannt, untergebracht, und zwar in den westseitig gelegenen Räumen des Erdgeschosses. Der erste Stock war und ist der Sitz des Bezirksgerichtes.

 

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